Die einen fordern sie, die anderen behaupten es gebe sie doch: die bezahlbare Miete. Eine Studie von Haus und Grund (einem Verein, der die Interessen der Vermieter:innen vertritt) kam zu dem Ergebnis, dass die Mieten bezahlbarer geworden seien – auch in Berlin, Hamburg und München[*]. Gleichzeitig weiß jede:r, die/der in den Ballungszentren umziehen muss oder will, wie schwer es ist überhaupt eine Wohnung zu kriegen, geschweige denn eine, die im eigenen Budget liegt. Was ist da los? Was bedeutet bezahlbar eigentlich? Dr. Andrej Holm, Stadtsoziologie und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Aktivist mit den Schwerpunkten Gentrification, Wohnungs- und Stadtpolitik, erklärt uns, wie er bezahlbare bzw. leistbare Mieten definiert, was das Grundproblem beim Wohnraum als Ware ist und wie leistbarer Wohnraum geschaffen werden könnte.
SHOWNOTES
Studie von Haus und Grund, Marktwirtschaft, Art 11 UN Sozialpakt, Wohnverhältnisse (Keine Definition gefunden; Eigene Definition: Umstände des Wohnens, die sich z.B. mit Indikatoren wie dem Wohnstatus – Eigentum, Miete, Untermiete -, Ausstattung/Eigenschaften der Wohnung/des Gebäudes, Wohnkosten beschreiben lassen), Wohnkosten (siehe „Kosten der Unterkunft„), Kapitalismus, Menschenrecht, Artikel 28, Landesverfassung Berlin, Wohnungspolitik, Betriebskosten, Wohnraum-Versorgungsgesetz, Modernisierung, Studie der Hans Böckler Stiftung zur Wohnraumversorgung, Mietenkataster, Mietspiegel (hier auch eine eigene PLN-Folge dazu), Zwangsbewirtschaftung, Peter Marcuse, Adorno, Immobilienwirtschaft, Schattenmiete, Eigenbedarfskündigung, Baukostenzuschuss, Kapitalkostendarlehen (Kapitalkosten, Darlehen), Christian Donner, Sozialgebundener Wohnraum, Gemeinnützigkeit, Dekommodifizierung, Mietstaffelung, Clusterwohnhaus/Clusterwohnung, Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung Berlins, Koalitionsvertrag der Bundesregierung, Wohngemeinnützigkeit, Nationaler Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit, Bündnis für bezahlbares Wohnen des Bundes (bbsr-Studie), Gewerberaummieten, Literaturtipp: Sammelband zum Gemeinschaftlichen Wohnen (Holm/Laimer), Literaturtipp: Wohnen zwischen Markt, Staat und Gesellschaft, Literaturtipp: Objekt der Rendite und was Engels noch nicht wissen konnte
GAST
Dr. Andrej Holm, Humboldt-Universität zu Berlin, Gentrification Blog
QUELLEN
- Alcántara, Alberto Lozano/ Romeu Gordo, Laura (2020) : Measuring housing costs and housing affordability using SOEP: An example applied to older households. In: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW): SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data Research, No. 1111/2020.
- bpb, Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.) (2020): Einkommensverteilung.
- Donner, Christian (2000): Wohnungspolitiken in der Europäischen Union. Theorie und Praxis. Selbstverlag. ISBN: 978-3-9500417-3-6.
- Dustmann, Christian/ Fitzenberger, Bernd/ Zimmermann, Markus (2018): Housing Expenditures
and Income Inequality. In: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW): SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data Research, 1009/2018. - Eberhard von Einem (Hrsg.) (2016): Wohnen. Markt in Schieflage – Politik in Not.
- Haus und Grund (Hrsg.) (2021): Bezahlbarkeit von Mieten. Entwicklung von Löhnen, Bestands– und Neuvertragsmieten zwischen 2015 und 2020. [*]
- Europäische Kommision (Hrsg.) (1996): Europäische Sozialcharta (revidiert), Sammlung Europäischer Verträge – Nr. 163.
- Heyn, Timo/ Schmandt Mario (2020): Die Bezahlbarkeit von Wohnraum – Was sich Niedrigeinkommensbezieher (nicht) leisten können. empirica Paper Nr. 258.
- Holm, Andrej (2016): Sozialer Wohnraumversorgungsbedarf in Berlin. Studie im Auftrag: DIE LINKE. Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin.
- Holm, Andrej (2018): Wohnen macht arm. WSI MITTEILUNGEN, 71. JG., 5/2018. S. 427–428. DOI: 10.5771 /0342-300X-2018-5-427.
- Holm, Andrej (2019): Besser Wohnen, ohne arm zu werden.
- Holm, Andrej (Hrsg.) (2021): Wohnen zwischen Markt, Staat und Gesellschaft.
- Holm, Andrej (2021): Objekt der Rendite. Zur Wohnungsfrage und was Engels noch nicht wissen konnte. Dietz-Verlag.
- Holm, Andrej (2021): MUSS WOHNEN IMMER TEURER WERDEN? Mythen und Behauptungen über Wohnen, Miete, Kaufen
- Holm, Andrej (2022): Projekte, Instrumente und Konzepte einer alternativen Wohnungspolitik. Neue Wohnungsgemeinnützigkeit, neue Genossenschaften und Wohnen als soziale Infrastruktur.
- Holm, Andrej/ Horlitz, Sabine/ Jensen, Inga (2017): NEUE WOHNUNGSGEMEINNÜTZIGKEIT. Voraussetzungen, Modelle und erwartete Effekte. Zweiter Teil der Arbeitsstudie. Rosa-Luxemburg-Stiftung.
- Holm, Andrej/ Junker, Stephan/ Neitzel, Kevin (2018): Wem nutzen wohnungspolitische Maßnahmen? Mengeneffekte und soziale Reichweite beim Wohngeld, der Wohnraumförderung und der Mietpreisbremse in 77 deutschen Großstädten, Working Paper Forschungsförderung, No. 093, Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf.
- Holm, Andrej/ Laimer, Christoph (Hrsg.) (2021): Gemeinschaftliches Wohnen und selbstorganisiertes Bauen. TU Wien Academic Press.
- Holm, Andrej/ Lebuhn, Henrik/ Junker, Stephan/ Neitzel, Kevin (2017): Wohnverhältnisse in Deutschland – eine Analyse der sozialen Lage in 77 Großstädten. Hans Böckler Stiftung.
- Holm, Andrej; Lebuhn, Henrik; Junker, Stephan; Neitzel, Kevin (2018) : Wie viele und welche Wohnungen fehlen in deutschen Großstädten? Die soziale Versorgungslücke nach Einkommen und Wohnungsgröße, Working Paper Forschungsförderung, No. 063, Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf.
- Kholodilin, Konstantin (2015): Fifty Shades of State: Quantifying Housing Market Regulations in Germany. In: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Discussionpapers 1530.
- Kohl, Sebastian/ Sagner, Pekka/ Voigtländer, Michael (2019): Mangelware Wohnraum. Ökonomische Folgen des Mietpreisbooms in deutschen Großstädten. In: FGW-IMPULS INTEGRIERENDE STADTENTWICKLUNG 18. Düsseldorf: Forschungsinstitut für
gesellschaftliche Weiterentwicklung e.V. (FGW). - Rink, Dieter/ Schönig, Barbara/ Gardemin, Daniel/ Holm, Andrej (2015): Städte unter Druck. Die Rückkehr der Wohnungsfrage. In: Blätter für deutsche und internationale Politik, 6/2015, S. 69-79.
- Spars, Guido (2021): Wohnungsfrage 3.0.
- Unger, Knut (2021): DIE FINANZIALISIERTE WOHNUNGSWIRTSCHAFT IST SOZIALISIERUNGSREIF. In: Standpunkte, 5/2021. Rosa-Luxemburg-Stiftung.
[* Anmerkung: Die Studie muss kritisch gelesen werden! Es werden hier z.B. Durchschnittswerte für die Gehaltsentwicklungen und die Entwicklung der Mietkosten miteinander verglichen. Die Entwicklung der Einkommensverteilung zeigt, dass die Realeinkommen der einkommensstarken Gruppen sich erhöht und die der einkommensschwachen Gruppen sinkt (bpb). Bei den Mietkosten kann auch kein Durchschnitt angesetzt werden, da hier Wohnungen mit unterschiedlichen Eigenschaften und damit auch Zielgruppen miteinander vermengt werden. Bei einer differenzierten Betrachtung der Wohnraumversorgung lässt sich erkennen, dass die Nachfrage nach Wohnraum das leistbare Angebot für einkommensschwache Personen übersteigt und damit ein Mangel besteht.]
Wann kommt die nächste Folge. Ist schon bisschen länger her alles.
hvhlwa